What a wonderful world


Lebe Deinen Traum     -      Vulkane – schwimmende Pässe und tolle Menschen

Teil 3

  Die Fortsetzung - In Begleitung durch militärisches Sperrgebiet

Nachdem alles gepackt und in den Booten verstaut war, machten wir uns auf, die vom Slawa übermittelten Koordinaten zu finden. Andere Flussseite, aber näher als 300 m kamen wir nicht ran. Wir hielten dann auf der nächstgelegenen Sandbank und warteten. Drei russische Jugendliche wollten sich unbedingt mit uns unterhalten. Irgendwie funktioniert Kommunikation zumindest ansatzweise immer. Als sie hörten, das wir Deutsche seien, erzählten Sie uns von Ihrer Vorliebe für die Gruppe Rammstein. Zugegebenermaßen hatte zumindest ich noch nie etwas von dieser Gruppe gehört.

Gegen 18 Uhr tauchte am gegenüberliegenden Ufer ein Typ auf, der dort anfing ein Kajak zusammenzubauen. Es war dann wirklich Slawa, unser Guide für die restlichen 320 Flusskilometer bis nach Ust-Kamtschatsk, durch militärisches Sperrgebiet.

Unsere Befürchtungen, was unseren Guide anbetraf, erwiesen sich von der ersten Minute an als unbegründet. Die Kommunikation war kein Problem. Slawas Englisch ist hervorragend, was wir von unserem Russisch nicht sagen können.

Slawa

Slawa sprach uns sogleich darauf an, wie das denn mit unserer Kenterung gewesen sei. Er habe die Geschichte von Martha gehört.

Wir übernachteten auf der Kozyrevsk gegenüber liegenden Sandbank. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück und nachdem alles wieder in die Boote verpackt war, wobei Slawa einige unserer Kanusäcke in sein Boot geladen hat, ging es los.

Vor dem Aufbruh in Kozyrevsk                                        Tolbatschyk

Zum ersten Mal waren wir nicht allein unterwegs. Nach unseren Erfahrungen waren wir allerdings auch ein bisschen froh, einen Begleiter dabei zu haben.

Der Charakter des Flusses ist jetzt deutlich anders als in der Gegend um Milkowo. Mittlerweile ist der Fluss breiter und fließt weitaus gemächlicher dahin. So waren wir nach über sieben Stunden in den Booten nur etwa 40 km weit gekommen. Es gibt nicht nur die kleinen schwarzen Moskitos, sondern auch kleine weiße Ungeheuer, die scheinbar nicht stechen, sondern beißen. Insbesondere in der Dämmerung geht ohne chemische Keule und Moskitonetz nichts.

    Annette                                                                     Reinhold                          

Heute am zweiten Tag, konnten wir schon einmal die unteren 4000 m des Kljutschevskoj sehen (der Rest war im Nebel). Es war ein wunderbarer Anblick der uns den ganzen Tag begleitete. Die Landschaft wechselte im Laufe des Tages mehrmals.  Zum Abschluss des Tages gab es noch eine richtige Seekajak Tour. Der Fluss ist so breit, dass der Wind richtige Wellen aufbauen kann, wobei es noch darauf ankommt, ob der Wind mit oder gegen die Strömung des Flusses weht.

Am Rande der Sandbank auf der wir unser Zelt aufschlagen, finden wir alte Bärenspuren. Slawa sagt uns, das einr Bär der solche Spuren hinterlasse etwas 2,50 groß sei.

Bärenspuren                                    Klutschevskoj

Wir beachten alle Vorsichtsmaßnahmen im Umgang mit Bären und die Bären halten sich daran, uns nicht in unserer Nachtruhe zu stören. Der Blick, als wir am nächsten Morgen aus dem Zelt gekrabbelt sind, war traumhaft. Strahlend blauer Himmel und davor der Kljutschevskoj in seiner ganzen Größe und Schönheit von 4688 m.

Bis nach Kljutschi brauchten wir an diesem Tag noch drei Stunden. Die Häuser von Kljutschi sind zum Teil recht hübsch. Bunt angestrichen mit liebevoll gepflegten Vorgärten und Kapuzinerkresse in den Balkonkästen und Hopfen am Balkon. Im vierten Laden ist es uns dann auch gelungen Müsli und Nüsse zu besorgen. Slawa sagte, die Einwohner Kljutschis seinen Militärs oder Vulkanologen oder Fischdiebe. Seit die Regierung ihre Beschäftigten nicht mehr oder nur sporadisch bezahlt, überwiegen wohl die Letzteren, aber von irgendetwas muss man ja wohl leben.

Beim Frühstück                            Reinhold

Schlaf im Schatten des Kljutscheskoj                            Reinhold

Gleich hinter Kljutschi frischt der Wind ziemlich auf. Allerdings haben wir dieses Mal Rückenwind. Dadurch sind wir zwar schnell, aber es ist trotzdem anstrengend auf Kurs zu bleiben, da sich Strömung und Wellengang überlagern. Wir kommen an Flussabschnitten vorbei, an denen die Kamtschatka gut und gern 800 m breit ist. Ein riesiger Fluss. Jetzt haben wir wieder unsere Zelte auf einer Sandbank aufgeschlagen, den Hausrat verstaut und ich bin dabei Abendessen zu kochen.

Der Tag hatte heute noch bei relativ flotter Strömung begonnen. Allerdings kamen wir danach in Flussabschnitte die sehr breit, dafür aber fast ohne Strömung sind. Jetzt sind wir an dem Punkt, wo die Kamtschatka durch die Berge fließt. Vor diesem Abschnitt waren wir in Milkowo gewarnt worden. Michail erzählte uns, das man diesen Teil unmöglich mit einem Kajak befahren könne. Er sprach in diesem Zusammenhang auch von Wildwasser.  Von Wildwasser ist allerdings keine Spur. Es ist ein fantastischer Anblick. Links und rechts Berge und wir gleiten mit unseren Booten lautlos dahin. Slawa kennt hier einen Fischer und Jäger, bei dem wir heute übernachten. Bei der Ankunft begrüßen uns als erstes drei Hunde, so überschwänglich, dass Annette beim Aussteigen fast gekentert wäre. Wasilij überlässt uns eine seiner Hütten. Er erzählt uns, das die Kamtschatka an dieser Stelle genauso viel Wasser wie der Amazonas transportiert. Slawa ist gerade dabei, frisch gefangenen und ausgenommenen Lachs für das Abendessen vorzubereiten. Es war ein köstliches Abendessen bei dem wir uns den Bauch mit Lachs vollgeschlagen haben. In der Nacht machten dann die Hunde einen höllischen Lärm. Am anderen Morgen erfuhren wird, das Bären in der Nähe waren. Die wollten wohl auch was von dem Lachs abhaben.

Annette                            Reinhold

Im Dachgebälk von Wasilijs Hütte hingen Fledermäuse und es gab drei flauschig weiche Katzen. Annette wollte am liebsten eine davon mitnehmen. Sie meinte ohne Pass aber dafür mit Katze. Das müsste doch für eine problemlose Aus- und Einreise reichen. Wir ließen die Katzen dann doch da. Ich glaube nicht, das es uns gelungen wäre, sie zum Mitkommen zu überreden, zumal sich Annette nicht zwischen der weißen und der mausgrauen Katze entscheiden konnte.

Am nächsten Tag war unser Ziel eine alte Holzkirche aus dem Jahre 1703. Mittlerweile haben wir die Berge hinter uns gelassen. Teilweise war der Fluss heute fast einen Kilometer breit. Das letzte Stück bis zur Anlegestelle allerdings flussaufwärts in einen Nebenfluss der Kamtschatka. Zum Abschluss des Tages mussten wir hier noch einmal richtig arbeiten. Nachdem wir die Boote aus dem Wasser gezogen hatten, machte sich Slawa auf die Suche nach dem Pfarrer, der sich um die alte Kirche kümmert und der hier wohnt. Wir luden derweil die Boote aus. Mittlerweile kam ein Motorboot und brachte den Hausherrn zurück. Leider war Slawa gerade nicht da und so waren wir auf unsere Russisch Kenntnisse angewiesen. Das wäre eigentlich nicht so schlimm gewesen, aber der Pope war der Meinung, Englisch sprechen zu können. Leider klang das für uns noch viel unverständlicher wie das Russisch. Als Slawa zurückkam, beklagte er sich bei ihm, das wir sein Englisch nicht verstünden.

Holzkirche von 1703                    Holzkirche von innen                                

Holzkirche

Die über 300 Jahre alte Holzkirche ist sehr schlichtes Gotteshaus, aber wunderschön mit viel Licht im Innern.

Beim Aufbruch am nächsten Morgen hatte Slawa leider seine Zigaretten vergessen und musste noch einmal zurück. Da die Kamtschatka hier sehr breit und träge ist, konnten wir in Ruhe auf ihn warten.

Eigentlich hatte Slawa uns für heute weniger Moskitos versprochen. Leider Fehlanzeige! Aber das ist auch der einzige Fehler, de ihm unterlaufen ist. Wir zelten auf einer Wiese kurz vor Ust-Kamtschatsk. Laut Slawa sind es bis zum Ozean noch zwei Kilometer. Also sind wir schon fast am Ziel. Heute Mittag wollte ich eine Sandbank auf der einen Seite des Flusses vermeiden. Leider lief ich dann auf der Sandbank in der Mitte des Flusses auf. Aussteigen, das Boot in tieferes Wasser ziehen und wieder einsteigen. Zum Glück ist die Strömung hier sehr gering.

Kurz vor dem Ziel                    

Auf den letzten Kilometern der heutigen Etappe haben wir einige Seehunde gesehen. Es sieht einfach spaßig aus, wenn sie uns mit ihren großen runden Knopfaugen anschauen und dann blitzschnell abtauchen.

Die allerletzte Etappe war noch ziemlich abenteuerlich. Heute morgen konnte man die Hand nicht vor den Augen sehen. Trotzdem sind wir losgepaddelt. Teilweise konnten wir nur durch Rufen die Position Slawas ausmachen. Da wir im Nebel zu weit nach Osten abkamen, mussten wir am Schluss die schweren Boote noch über eine Sandbank schleppen und gegen 12 Uhr waren wir dann ungefähr da, wo wir hinwollten. Nun mussten die Boote schnell abgebaut und eingepackt werden. Zum Glück ließ der Transport noch ein bisschen auf sich warten, so war alles verpackt, als Slawas Kumpel mit seinem Kleintransporter kam.

Im Hotel angekommen, holten uns unsere nicht mehr vorhandenen Pässe wieder ein. Slawa musste mit dem kurz danach eintreffenden Milizionär einen weiteren Bericht verfassen, wie uns unsere Pässe abhanden gekommen sind. Nachdem dieser Bericht einmal für meinen und dann für Annettes Pass verfasst und unterschrieben wurde, war die Sache erst mal erledigt. Auf unserem Weg durch das militärische Sperrgebiet waren wir kein einziges Mal kontrolliert worden. Im Hinblick auf die Größe des hier im Hotel verfassten Protokolls war das sicherlich auch besser so. Leider mussten wir am Schluss unsere Genehmigung des FSB für das militärische Sperrgebiet wieder an Diligans zurückgeben.

Slawa schaffte es dann noch, Tickets für den Bus am nächsten Tag nach Petropawlowsk zu organisieren. Ohne ihn hätten wir das nicht geschafft. Am Abend feierten wir dann ein bisschen, das wir unser Ziel in der zur Verfügung stehenden Zeit erreicht  hatten. 

Bus nach Kljutschi

Der Tag begann etwas hektisch. Wir hatten uns etwas verschätzt, in der Frage wie lange wir brauchen, um unser gesamtes Gepäck zum Bus zu bringen. Ohne Slawas Organisationstalent hätten wir wahrscheinlich ein Problem gehabt. Aber so klappte es gerade noch rechtzeitig. 15 Stunden Busfahrt von Ust-Kamtschatsk nach Jelizowo. Unser Gepäck liegt größtenteils im Gang und jeder muss bei jedem Halt darüberklettern. Abends gegen 23 Uhr kommen wir in Jelizowo an. Zum Glück holt uns Martha mit ihrem Pickup am Busbahnhof ab. So haben wir immerhin den zweiten Teil unserer Flusstour auf der Kamtschatka von Kozyrewsk nach Ust-Kamtschatsk  mit der Hilfe und Unterstützung von Slawa erfolgreich geschafft. Slawa war genau der Guide den wir uns gewünscht und erhofft hatten.

Zum vierten Teil unserer Kamtschatka Reise - Wanderung im Nalycevo Nationalpark


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© Annette Baur und Reinhold Strecker , März 2007