What a wonderful world



Mit Fridolin auf grosser Fahrt

Dalslandkanal und eine Tour mit der Draisine

 
Zum ersten Mal waren wir nicht mehr nur zu zweit sondern zu dritt unterwegs. Serjoscha, unser 6 jähriger Adoptivsohn, seit zwei Monaten in Deutschland, durfte mit und dafür hatten wir uns das zivilisierte Südschweden und hier den Dalslandkanal, ausgesucht. Zuerst eine Paddeltour mit dem Kanadier und danach eine Tour mit der Draisine. Sonst sind wir meistens mit 2 Einerkajaks auf dem Wasser unterwegs. Dieses Mal sollte es ein Kanadier für uns drei und Fridolin sein. 

Fridoin Frosch
Dies ist Fridolin

Aber vor der Ankunft in Schweden steht eine lange Autofahrt von Süddeutschland nach Lübeck an. Dafür waren nicht nur Fridolin, sondern auch Pandabär und Bambia mit an Bord. 

In zwei Tagen (mit einer Übernachtung in der JH Fallinbostel) erreichten wir dann endlich Travemünde und Serjoscha konnte das große Schiff, von dem wir ihm erzählt haben, sehen. 

Fähre nach Schweden                                                    Fähre nach Schweden

Allerdings war der Seegang während der Überfahrt so heftig, das Serjoscha seekrank wurde. Beim Frühstück hatte er überhaupt keinen Appetit. Die Fähre konnte wegen des Seegangs erst mal nicht im Hafen von Trelleborg anlegen.  Als es dann endlich soweit war, ließ Serjoscha sein karges Frühstück auf dem Boden der Fähre zurück. 

Weiter ging es wieder mit dem Auto durch Südschweden nach Snäcke am Dalslandkanal. Dort hatten wir unser Kanu gemietet.     

Wir konnten unsere Zelte direkt an der Schleuse aufbauen, da wir beschlossen hatten erst am nächsten Tag mit dem Kanu loszuziehen. 

Mein Versuch, auf Wunsch von Serjoscha, zum Abendessen einen Fisch zu fangen, war leider nicht von Erfolg gekrönt. So bestritten wir unser Abendessen aus unserem Vorrat an Trekkingmahlzeiten. 

Auf dem Dalslandkanal

Am nächsten Morgen, bzw. Vormittag verpackten wir alles, was wir im Kanu mitnehmen wollten, in wasserdichte Säcke. Alles andere konnte im Auto bleiben, das im Hof an der Schleuse  einen sicheren Parkplatz fand. 

Nachdem alles im Kanadier verstaut war, setzten wir als erstes  Serjoscha zusammen mit Fridolin ins Boot. Sein Gesichtsausdruck zeigte, das er sich nicht sicher war, ob er das nun gut finden soll. Nachdem auch Annette als Kapitän und ich als Steuermann an Bord war, konnte es losgehen. Wie immer im Kanadier hatten wir anfangs nicht unerhebliche Mühe, das Boot auf Kurs zu bringen und auch zu halten. 

Serjoscha mit Fridolin                                                Annette im Kanu

Auf halbem Weg zur Schleuse nach Upperud machten wir Pause auf einem kleinen Inselchen mit Feuerstelle und Unterstand. 

In Upperud dann die erste Schleuse. Serjoscha wollte immer dann mitpaddeln, wenn es am ungeschicktesten war, so auch bei der Einfahrt oder dem Manövrieren innerhalb der Schleuse. Aber, alles lief glatt und so machten wir uns nach dem Verlassen der Schleuse von Upperud auf die Suche nach einem Übernachtungsplätzchen. Die Markierung wies uns nach links aber da war nichts.  Nach längerer Suche fanden wir dann doch noch ein schönes Plätzchen an dem wir für diese Nacht unsere Zelte aufstellen konnten. 

Am nächsten Tag gab es in Haverud Schleusen satt und zusätzlich das berühmte Aquädukt, das, wenn man mit dem Kanu drüberpaddelt, eigentlich gar nicht so viel hermacht. Erst aus einer etwas erhöhten Perspektive, zeigt sich dann die Großartigkeit dieses Bauwerks. Konstruiert wurde die Wasserbrücke von Nils Ericson  die im Jahr 1868 fertiggestellt wurde. Zusammengehalten wird das gesamte Bauwerk bis heute von insgesamt 
33 000 Nieten. 

Haverud - Aquädukt                                                    Haverud - Aquädukt

Nach allen Schleusen von Haverud liegt linkerhand ein wunderschöner Rastplatz mit Feuerstelle.  

   In Haverud über dem Aquädukt                                                 Feuerstelle in Haverud                          

                                                                                                                                
Leider verschlechterte sich das Wetter drastisch und als wir am nächsten Morgen aufwachten, trommelten die Regentropfen auf unser Zelt. Leider erwies sich Serjoschas Zelt als nicht mehr ganz wasserdicht, so das wir dieses fortan als Materialzelt nutzten und Serjoscha zu uns ins Zelt zog. 

Das Wetter des schwedischen Sommers 2008 war entgegen all unseren bisherigen Erfahrungen so schlecht, wie man das von früher oder aus schwedischen Krimis kennt. 

Es regnete und regnete. Um nicht ein nasses Zelt einpacken zu müssen, haben wir in einer genügend großen Regenpause das Zelt trocknen lassen und alles in die wasserdichten Kanusäcke verpackt. Zum Übernachten sind wir dann in die Jugendherberge umgezogen.

Es wurden  dann zwei Nächte in der Jugendherberge aber die Freizeitmöglichkeiten in Haverud sind doch ziemlich beschränkt und die Papierboote die wir mit Serjoscha falteten, bevölkerten schon zahlreich den See. 

Papierboot                                            Auf dem Weg zurück zum Lagerplatz

Obwohl das Wetter noch immer nicht besser wurde, machten wir uns nach drei Tagen in Haverud wieder auf den Weg. Der Schleusenwärter in Buterud wollte uns nicht schleusen. Der Unterschied wären doch nur 11 cm. Zugegeben ohne Kind im Boot hätte uns das nichts ausgemacht, aber mit dem Zwerg wollten wir doch auf Nummer Sicher gehen. Nach kurzer Zeit lies sich der Schleusenwärter doch noch erweichen. 

Bei Nieselregen und ziemlichem Wind erreichten wir den nächsten Lagerplatz. Kaum hatten wir die Zelte aufgebaut und unseren Hausrat verstaut, fing der Regen erst richtig an. Am nächsten Morgen sind wir zuerst vom Regen der auf das Zelt prasselte, aufgewacht. Wir beschlossen erst mal weiterzuschlafen. Später hörte der Regen dann erst mal auf. 

Endlich raus aus dem Boot                                            Ich muss mal

Kurz vor dem Frühstück dann der große Schreck. Ich stellte die heiße Teekanne auf ein Brett an der Feuerstelle, das auf zwei Baumstümpfen lag. Serjoscha setzte sich auf die andere Seite ...Er brüllte wie am Spieß und wir versuchten ganz schnell die Haut zu kühlen. Zwei Stunden später war zum Glück kaum noch etwas zu sehen. Der Schreck saß uns allerdings noch ziemlich in den Knochen. 

Die Weiterfahrt war durch Wind und Wellen ziemlich schwierig. Ein Kajak verhält sich in den Wellen halt doch anders wie ein Kanadier. Zumal da zwischen uns ein Kind saß, das wir nicht unbedingt in den See werfen wollten. Wir mussten am gegenüberliegenden Ufer noch eine Pause einlegen und warteten dort darauf, das der Wind abflaute.

Dafür entschädigte uns der Lagerplatz vor Mustadfors für alle Strapazen diesen Tages. Die meisten Lagerplätze habe wunderbare Feuerstellen. Allerdings ist es mir, sehr zum Leidwesen Serjoschas, nicht jeden Abend gelungen, ein Feuer zu entfachen. In strömendem Regen, wenn das gesamte Holz völlig nass ist und nicht genügend Zunder (Birkenrinde) zur Verfügung steht. 

An diesem Abend allerdings hatten wir ein schönes Feuer. Es fehlten uns nur die Würstchen zum Grillen. 

 Lagerfeuer                                        Ruhig liegt der See                               

Beim Feuermachen benutzte Serjoscha immer mein Messer um kleine Späne zu produzieren. Wir versprachen ihm, das er ein Messer für sich bekommt.

Nach der Schleuse von Dals Langed ging es weiter Richtung Billingsfors. Wir verbrachten die Nacht auf dem Lagerplatz von Baldernäs. Das Wetter hatte sich wieder verschlechtert. Es regnete. Zum Glück gibt es auf dem Lagerplatz einen Unterstand, so dass wir nicht die ganze Zeit im Zelt sitzen mussten. Am Abend mussten wir dann noch mal das Zelt verschieben, um nicht mitten in einem anschwellenden Bach zu schlafen oder gar fortgespült zu werden. Am nächsten Morgen, sah das Wetter nicht viel besser aus. Trotzdem packten wir das Boot und stachen in See. Der Wellengang war erheblich und das Wetter wurde schon wieder schlechter. Es sah schwer nach Gewitter aus. Wir nutzten die erste Gelegenheit, um aus dem Wasser zu kommen. Kurz danach begannen Blitz und Donner und mit den ersten heftigen Schauern hatten wir das Zelt fertig aufgestellt. Das Wetter war leider bis zum Nachmittag absolut lausig. Erst gegen 16 Uhr kam die Sonne heraus. Zu spät für größere Unternehmungen, zumal die Wellen und der Wind noch immer ziemlich unberechenbar und recht heftig waren. Der Platz auf dem wir gerade sind, ist einer der „wilden“ Lagerplätze der aber recht schön auf einer Landzunge liegt. 

Lausiges Wetter in Baldersnäs                                            Nach dem Frühstück

Am nächsten Tag, haben wir uns entschlossen, wieder den Rückweg anzutreten. Wir hatten nämlich keinen Rücktransport vereinbart, sondern wollten das Boot selber wieder in Snäcke abliefern. Der Schleusenwärter in Dals Langed hat uns einen tollen Lagerplatz empfohlen. Wir haben sehr lang danach gesucht und sind doch wieder auf dem Platz auf dem wir schon auf der Hinfahrt waren.

Am Feuer                                        Anton Olsson

Serjoscha bei gestern sein langersehntes Kindermesser bekommen und ist jetzt fleißig am Ausprobieren. Das Messer haben wir bei Anton Olssen gekauft, ein herrliches Geschäft mit Schubladen für Schrauben und ähnliches. Und es gab tausend Dinge: Elchgewehre, Messer, Angelausrüstung, Elektrorasenmäher, Haushaltsartikel, Campingzubehör. Dicke Socken waren gerade im Sonderangebot. 

Jetzt beim Frühstück hat Serjoscha entdeckt, das es hier ein Echo gibt. Das muss natürlich ausgiebig ausprobiert werden. 

Nachdem wir wieder alles im Boot verstaut hatten und wieder unterwegs waren, musste Serjoscha ganz dringend auf die Toilette. Die Suche nach einem geeigneten Platz war schwierig, denn der größte Teil des Ufers war privat bebaut. Als wir endlich einen Steg zum Anlegen gefunden hatten, stieg Serjoscha aus, in diesem Augenblick gab der Steg nach – der Kleine bekam Angst und hielt sich krampfhaft am Boot fest – fast hätte er uns zum Kentern gebracht. Er drückte das Boot vom Steg weg, und plötzlich lag er im Wasser. Mit viel Geschrei haben wir ihn wieder ins Boot gezogen. Es gab noch immer keine Stelle zum Anlegen und so musste der Kleine fast 20 Minuten warten, bis er endlich trockengelegt werden konnte. Bei Högsbyn konnten wir ihn dann endlich umziehen. Aus dem versprochenen heißen Tee wurde dann leider nichts, denn das Cafe in Högsbyn hatte schon Saisonende. Aber ein kleines Picknick tat es auch, und danach war die Welt wieder in Ordnung. 

Wieder trockengelegt                                            Högsbyn

Wir hatten den Rest des Nachmittags Rückenwind und haben die Nacht an der Schleuse in Buterud verbracht. Wie auf der Hinfahrt wollte uns der Schleusenwärter wiederum nicht schleusen. Dieses Mal ließ er sich nicht erweichen und wir mussten über den Fluß. Die Strömung war ziemlich stark und mit einem kleinen Kind und einem Frosch wären wir lieber durch die Schleuse gefahren. Es nieselte, bis wir in Haverud waren. Dort hatte die Schleusenwärterin gerade Mittagspause, es war also warten angesagt.             

Wir schafften es an diesem Tag auch noch durch die Schleuse von Upperud und bis zum Lagerplatz auf Valön. Die Fahrt von Valön nach Snäcke am nächsten Tag war nur noch eine kurze Tour. Die Schleusenwärterin in Snäcke meinte, sie hätte uns wegen des schlechten Wetters schon vor drei oder vier Tagen erwartet. Nachdem wir alles wieder im Auto verpackt hatten ging es weiter nach Bengtfors. Die Fahrt verlief über eine super Strasse (in der Achterbahn zahlt man viel Geld dafür). Leider wurde es Serjoscha nach kurzer Zeit ziemlich schlecht. In der Jugendherberge war zum Glück noch ein Zimmerchen für uns frei. Das Wetter am nächsten Morgen war so schlecht, das wir beschlossen, die Draisine Fahrt erst mal um einen Tag zu verschieben. Stattdessen fuhren wir mit dem Museumszug von Bengtfors nach Mellerud. Die Fahrt machte Serjoscha riesigen Spaß und der Blick in Haverud auf das Aquädukt war grandios.  

Auf dem Dach                                          Valön

Mit der Draisine unterwegs von Bengtfors nach Arjäng

Am nächsten Morgen machten wir uns mit der Draisine auf von Bengtfors nach Arjäng. Wir hatten Serjoscha zwar erklärt, das eine Draisine ein Fahrrad auf Schienen sei, aber vorstellen konnte er sich das nicht. Wir hatten die Draisine für zwei Tage ausgeliehen und wollten sehen, ob wir es bis Arjäng und zurück schaffen würden. Das Wetter an diesem Tag war auch ziemlich durchwachsen. Nach kurzer Eingewöhnung war Serjoscha voll bei der Sache. Seine Beine reichten zwar vom Sitz kaum an die Pedale, er strampelte im Stehen, was ziemlich viel Kraft kostete. Am späten Nachmittag erreichten wir dann die Übernachtungshütte, die fast direkt neben den Gleisen im Wald steht. Wir hoben die Draisine aus den Gleisen, verstauten unseren Hausstand in der Hütte und machten uns daran, Holz für ein Feuer zu sammeln. Sowohl im Laufe des Abends, als auch in der Nacht ließ sich leider kein Elch sehen. Am nächsten Morgen nach einem ausgedehnten Frühstück machten wir uns auf den Rückweg. Wir erreichten Bengtfors am späten Nachmittag und bekamen auch wieder ein Zimmer in der Jugendherberge.  So langsam mussten wir daran denken, uns wieder auf den Rückweg nach Trelleborg zu machen um die Fähre für die Rückfahrt nach Deutschland nicht zu verpassen. Für Serjoscha war es der erste Urlaub überhaupt. So richtig verstanden, was Urlaub ist, hat er in diesem Jahr noch nicht. Nach unserer Rückkehr zu Beginn des ersten Schuljahrs beginnt auch für ihn schon wieder etwas Neues.         

 Eine wohlverdiente Pause                                          Hier gehts lang 

Hier noch die Streckenbeschreibung von Bengtfors nach Arjäng


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© Annette Baur und Reinhold Strecker , November 2009