What a wonderful world
Wie immer, wenn wir in der
Jugendherberge
in Sälen übernachten, galt unser erster Besuch den Bibern im
Fluß. Diesmal war von den Tierchen allerdings nichts zu sehen.
Am nächsten Tag sind wir auf einem von Anglern und Beerensuchern
ausgetretenen Pfad am Görälven entlang gewandert. An einem Flußufer
entlang flußaufwärts, am anderen Ufer entlang zurück. Als wir
fast schon in der Nähe der Jugendherbege waren, mündete von
links ein kleiner Fluss, und der Weg war zu Ende. Verfolgt von
Schnakenschwärmen haben wir uns durch den Wald zur Straße
zurückgekämpft.
An diesem Abend ließ sich zum Ausgleich der Biber sehen. Der
Kerl war bis zur Flußmitte unter Wasser und zeigte sich dann
noch ganze drei Schwimmzüge. Am nächsten Tag ging es los auf
die zweite Etappe des Kungsleden.
Es war schwül und immer wieder regnete es. Wir haben kaum bemerkt, dass sich der Himmel immer weiter zuzog. Die Lilldalstuga liegt auf der Rückseite des Näsfjälls. Um dorthin zu kommen, mussten wir duch eine Senke; das Gewitter hing ziemlich drohend genau hier. Uns war ganz schön mulmig zumute, denn überall hörte man Donner. Ziemlich nass haben wir dann doch noch die Hütte erreicht.
Das Übernachten in Rasthütten ist eigentlich verboten, aber wir haben dann doch ganz gut geschlafen. Am nächsten Tag ging es wieder 300 Höhenmeter abwärts. Wir haben zwischen Sommer- und Winterweg gewechselt, denn auf dem Winterweg lagen weniger Steine und so war es angenehmer zu laufen. In der Bjornholmsäterhütte haben wir ein Paar getroffen, die uns begrüßten und uns fragten, ob wir die mit dem Stuttgarter Auto vor der Jugendherberge wären. Schnell wurde klar warum: Unser Autoschlüssel muss in der letzten Hütte aus dem Rucksack gefallen sein. Die beiden haben messerscharf kombiniert und unser Autoschlüssel war bereits mit einem weiteren Wanderpaar auf dem Rückweg zur Jugendherberge.
Abends suchte eine deutsche Reisegruppe die Übernachtungshütte heim. Schlecht für skandinavisches Wetter vorbereitet, wollten sie ihre kalten Knochen wärmen. Beim Weiterwandern haben wir doch glatt die Abzweigung verpasst. Vor einigen Jahren hat ein Gewitter das Flussufer mit sich gerissen und dabei auch gleich die Brücke über den Fluß mitgenommen. Den Baum über den man jetzt ans andere Ufer kommt, haben wir nicht gefunden. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als am Fluss entlangzugehen. Es gab allerdings keinen Weg und die einzige Orientierung war das Wasser.
Es war schwierig voranzukommen und irgendwann haben wir einfach das Zelt aufgestellt und für diesen Tag Schluss gemacht. Der weitere Weg zur Tangastugan war genauso schwierig. Kurz vor der Hütte gibt es eine "Brücke". D.h. es liegt ein Brett auf einem Findling in der Flussmitte und von der Flussmitte führt ein weiteres Brett zum gegenüberliegenden Ufer. Es ist relativ tief an dieser Stelle, trotzdem hat sich Reinhold für den Weg durch den Fluss entschieden. Beim Weitergehen haben wir uns für den Sommerweg (ohne Markierung) entschieden - es ging fast gut - die Tangsjöstugan liegt am letzten von drei Seen. Man hätte zwischen dem zweiten und dem dritten See abbiegen müssen um an das richtige Ufer zu kommen.
Wir haben mal wieder die richtige Abzweigung verpasst und durften zur Strafe den kompletten See umrunden. Die letzten 500 Meter waren echt hart. Der Abend mit bullerndem Ofen war dafür umso schöner. Gegen Abend herrschte tiefes dunkles Grau am Himmel und es hatte gerade noch 8 ° C.
Am nächsten Tag gab es dann zur Entschädigung Traumwetter, selbst kurz vor 9 Uhr abends stand die Sonne noch am Himmel und man konnte in einiger Entfernung die hohen Berge Norwegens sehen. Von der Rösjöstugan ging es weiter zur letzten Tagesetappe Richtung Gördalen. Die Behauptung des Reiseführers, es ginge beständig bergab, erwies sich als eine fantastische Lüge. Es geht etwa 9 km aufwärts und dann die restlichen 4 km über Geröllhalden steil bergab. Am Abend kamen wir ziemlich geschafft zusammen mit den ersten Regentropfen in Gördalen an.
Eine andere Behauptung des Wanderfühers: dass es in Gördalen Hütten zu mieten gäbe, erwies sich leider auch als Ente. So haben wir schließlich die Nacht neben der Hütte am Anfang zur dritten Etappe des Kungsleden verbracht. Der Hüttenwart in Rösjön hatte uns gesagt, dass der Bus von Gördalen nach Särna einmal am Tag um 10.20 Uhr fährt. Wir standen also rechtzeitig an der Bushaltestelle (ohne Frühstück), doch es kam kein Bus. Ein Blick auf den Fahrplan zeigte uns, dass genau an diesem Tag auf den Winterfahrplan umgestellt wurde. Der Bus war bereits um 7.20 Uhr gefahren. Da standen wir also, im Regen, 50 km von Särna entfernt. Noch einen Tag in dieser Rasthütte zu verbringen erfüllte uns nicht gerade mit Begeisterung. Von Verkehr konnte auf dieser Straße keine Rede sein. Während wir ziemlich niedergeschlagen in der Rasthütte saßen, näherte sich ein Auto. Reinhold rannte Richtung Straße und wedelte mit den Armen. Der Fahrer grüßte freundlich - und fuhr weiter. Plötzlich bremste er und legte den Rückwärtsgang ein. Er meinte, wenn es uns nichts ausmache, dass er nebenbei arbeite (er kontrollierte die Straßenschäden) könnten wir mitkommen. Es wurde eine sehr unterhaltsame und interessante Fahrt nach Särna. Von dort ging es mit dem Taxi zurück zum Ausgangspunkt, wo Auto samt Autoschlüssel auf uns warteten.