What a wonderful world



Rhondas Muffins und Mrs. Haggans Suppe

Der dritte Sommer auf Neufundland

 
Endlich Urlaub! Voller Vorfreude auf einen Monat in Kanada packen wir die Rucksäcke und die Kajaks, und dann zum Vorabend-Check-In an den Flughafen. Es war einer der flirrend heissen Abende im August und jeder von uns schleppte gut 40 kg Gepäck zur Sicherheitskontrolle. "Was ist die blaue Flüssigkeit in ihrem Gepäck?" fragte der für die Sicherheit zuständige Mensch, - und ich hatte keine Ahnung. Irgendwo im Kajak lag eine Flüssigkeit, ich hatte keine eingepackt und mir wurde es immer heisser aber das half nichts. Auspacken, die getrockneten Lebensmittel, die Paddelkleidung, doch zu finden war nichts. Dann die Aussentasche - das Flickzeug für Bootsschäden. Das war des Rätsels Lösung: Ein Klebstoff!!! Und bei der Fluggesellschaft gab es kein Pardon: ein gefährliches Gut, der Klebstoff darf nicht fliegen.

Der nächste Morgen entschädigte für den verdorbenen Abend und ohne Probleme kamen wir (Reinhold via London und ich via Montreal und Halifax) in St. Johns an. Bei unserem ersten Besuch im Classic Cafe erinnerte sich die Bedienung noch an uns. (You 've been here before,...) das ist zwei Jahre her. Diesmal wollten wir den Rest des East Coast Trail laufen. Los ging es in Bay Bulls und die erste Etappe verlief ohne Probleme. Von Wittless Bay ging es über Mobile nach Tors Cove.

Auf den ersten beiden Etappen war unglaublich oft das Blasen der Wale zu hören. Und als wir wieder einmal nach ihnen Ausschau hielten war das Wasser von lauter schwarzen Rücken bevölkert, eine Delfinschule! Dabei dachten wir, dass es so weit im Norden gar keine Delfine gäbe. Im Supermarkt von Mobile hat Reinhold ein B&B für uns organisiert. Am Trailende in Tors Cove begann die Suche nach dem Pond View B&B. Das sind noch 2-3 km bis zum Highway 10, sagte uns ein Einheimischer (übrigens: bergauf). Endlich am Highway angekommen, konnte ich mich nicht mehr erinnern ob er gesagt hatte: nach rechts, oder nach links und dann auf der rechten Seite. Wir entschieden uns, nach rechts abzubiegen. Einen Kilometer weiter beschlossen, wir noch einmal nach dem Weg zu fragen. Gerade als die vernichtende Nachricht, dass es 3 km in die andere Richtung sind, über den Zaun flog, hielt abrupt ein Geländewagen. Der Supermarktbesitzer aus Mobile hatte sich auf die Suche nach uns gemacht weil wir nicht zum vereinbarten Zeitpunkt im B&B waren. Er packte uns und unsere Rucksäcke ein und brachte uns hin!

Mrs. Tobin, die Besitzerin des Pond-View B&B, erwartete uns schon. Vom Wandern hatten wir für diesen Tag erstmal genug. Zum Abendessen machten wir uns am Highway 10 entlang auf den Weg zum 'Brown Rabbit'. Sheila erbot sich uns nach dem Essen wieder abzuholen. Dieses Angebot nahmen wir dann auch dankbar an.

Am nächsten Morgen tat Annettes Fussknöchel höllisch weh, so das wir beschlossen, noch einen Tag länger im Pond-View B&B zu bleiben. Sheila überraschte uns jeden Morgen mit einem anderen, tollen Frühstück, so das es uns schwer fiel am nächsten Morgen wieder aufzubrechen.

Die nächste Etappe führte uns von Tors Cove nach La Manche Village. Als wir in La Manche ankamen, glaubten wir, der Campingplatz läge ganz in der Nähe. Doch in der Nähe hiess diesmal 3 km bergauf. Dort angekommen hiess es: "We are sold out"! Und der nächste Campingplatz sei ganz in der Nähe (nur etwa 1 Stunde weiter südlich - mit dem Auto natürlich).

Als die Rangerin unser Gepäck sah, war sie zu einem Deal bereit. Wir durften eine Nacht, auf einem bereits reservierten Platz verbringen. Am folgenden Morgen ging es von La Manche bis zur Roaring Cove Campsite und dann nach Brigus South. Von dort haben uns Mitglieder einer Wandergruppe mitgenommen und mit uns solange gesucht, bis wir ein freies B&B gefunden haben (I can't let out these people in the middle of nowhere...)

Der nächste Tag begann mit einem plätscherndem Geräusch vor dem Fenster - also Plan B, noch ein Tag im B&B. Doch das war leider für die nächste Nacht schon voll belegt. Doch wie immer in Neufundland, ein Anruf ...Auf diese Art kamen wir zu Mrs. Haggan. Bei ihr gibt es, sobald man sich eingerichtet hat, Suppe, Tee und selbst gebackenes. Wir sind uns sicher, Sie würde eher selbst im Garten schlafen, als jemanden wegzuschicken. Und an ihrem grossen Tisch ist immer etwas los.

Weiter ging es über Kingman's Cove bis Renews. Es war wieder einmal ziemlich heiss und wir waren froh endlich vom Trail herunter zu kommen. Gleich am Trailende steht ein wundervolles B&B. Nur leider war es ausgebucht. Als Reinhold trotzdem nachgefragt hat (der Besitzer werkelte gerade im Garten) lud er uns zuerst zu einem kalten Bier ein und während wir uns langsam entspannten, organisierte er unsere nächste Übernachtung. Das Gepäck kam auf den Pick up und er brachte uns nach Cappahayden. Die letzte Etappe des Trails sind wir dann von Süden nach Norden gelaufen.

Beim Loslaufen war es so neblig, dass wir uns am Nebelhorn orientieren konnten, doch nach der Hälfte des Wegs kam die Sonne heraus und es wurde heiss. In Renews angekommen brauchten wir dringend eine Cola und ein Sandwich. Als wir dann vor dem Supermarkt sassen, haben uns zwei Neufundländer zu sich nach Hause mitgenommen, mit der Begründung "dies sei kein Ort für eine Pause". Auf dem Rückweg nach Cappahayden nahm uns der Elch- und Karibu-Metzger mit.

Zehn Trailetappen waren geschafft, unsere Beine brauchten dringend eine Pause und ausserdem mussten wir uns um die Boote kümmern. Der Rückweg nach St. Johns hat prima geklappt. Eine bunte Mischung von Leuten hat uns mitgenommen. Dann wollten wir eigentlich in Conception Bay South paddeln. Doch die Ufer sind stark verbaut und die Bucht ist sehr offen und weit. Als Paddelrevier fanden wir es ziemlich langweilig. Inzwischen hatten wir uns von den schlimmsten Strapazen erholt und beschlossen die fehlenden zwei Etappen des East Coast Trail auch noch zu laufen.

Die Brigus South Etappe war dann auch fast ein Spaziergang. Nun fehlte nur noch eine Etappe. Wir haben uns lange überlegt, ob wir die Cape Broyle Etappe mit oder ohne Gepäck laufen sollen. Wir entschieden: wir laufen sie mit so wenig Gepäck als möglich und übernachten. Das Auto wurde am Trailende abgestellt und wir trampten zum Anfang. Jedoch war der Trailanfang nicht zu finden. Dort, wo er eigentlich sein sollte, stand lediglich ein Schild, "this is not the Eastcoasttrail". Wir haben den ganzen Nachmittag nach dem Anfang gesucht. Am frühen Abend haben wir die Suche aufgegeben und im Icehouse Meadow angerufen. Dort angekommen, war das versprochene Zimmer leider immer noch belegt. Doch dafür gab es eine Einladung zu Bier und Tee und die Tochter des Hauses brachte uns zum Auto zurück und unterwegs hat sie uns eine Karte mit dem alternativen Trailzugang zeichnen lassen. Ach ja und die Übernachtung in der 'Ark of Avalon' haben sie uns auch organisiert.

Unsere letzte Etappe haben wir mit viel Schweiss und Anstrengung doch noch bezwungen. Und wir sind immer noch stolz darauf, den gesamten East Coast Trail geschafft zu haben. Kurz vor Ende der Etappe ist nach 17 km noch ein Berg zu überqueren. Danach geht es noch ein paar Mal bergauf und bergab und die letzten Kilometer ziehen sich wie Gummi.

Der Cape Broyle Path ist wahrscheinlich die schönste, aber mit Sicherheit die anstrengendste Etappe des gesamten Weges.

Noch ist der Eastcoasttrail nicht fertig. Eines Tages soll er bis Cape Race führen. Wir waren schon mal da und freuen uns schon auf die nächsten Etappen. Das Bild unten zeigt den Leuchtturm von Cape Race, der damals als Erster den Notruf der Titanic empfing und weiterleitete.

 

Der Führer zum East Coast Trail


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© Annette Baur und Reinhold Strecker , März 2004