What a wonderful world


Kühe im Strom und auf dem Teller

Eine Urlaubsreise auf der Loire im Juni 2000

Es war flirrend heiß, als wir auf dem Campingplatz in Digoin ankamen. Eigentlich zu heiß für Juni und viel zu heiß, um unsere Boote aufzubauen. Aber es hilft ja nichts. Zur Entschädigung gab es abends ein traumhaftes Abendessen im Innenhof eines Restaurants. Savoir vivre.

Am nächsten Tag ging es los. Am Ende des Campingplatzes gibt es eine wunderbare Einsatzstelle. Die Loire hatte erstaunlich wenig Wasser und überall im Fluss blühten die Algenteppiche. Die Bienen genossen die Sonne und die Blüten offensichtlich genau so wie wir.

Die erste Nacht verbrachten wir am Rand einer Viehweide und am nächsten Morgen wurden wir vom Geräusch einer rauhen Kuhzunge geweckt, die die Salzreste vom letzten Urlaub von unserem Zelt schleckte. Als sie dann versuchte, unser Kochgeschirr auszupacken, haben wir sie dann aber nachdrücklich darauf hingewiesen, dass sich das nicht gehört.

Weisse Kühe im Fluß

Vor dem Weiterfahren haben wir uns dann das alte, verfallene Wehr hinter Diou angesehen - unmöglich dort bei Niedrigwasser mit einem Faltboot durchzukommen ohne das Boot zu ruinieren. Wir entschlossen uns links außen zu treideln. Das ging gut und hat sogar riesig Spaß gemacht.

Ein Stück weiter entdeckte ich mitten im Schwall unter einer Brücke ein weit herausstehendes Stück Flachstahl. Reste von Bauarbeiten, glücklicherweise zog mich die Strömung heil am Hindernis vorbei.

Hinter einer Biegung tauchten plötzlich Kühe mitten im Fluß auf. Mein Boot ist rot - Hilfe ich bin doch kein spanischer Torrero - ging es mir durch den Kopf. Doch die Kühe blieben einfach stehen, je näher ich auch kam. Reinhold erzählt immer, dass der Guide bei seinem ersten Kajakkurs in Neuseeland sagte: Das schlimmste, was beim Kajakfahren passieren kann, sind Kühe im Fluss. Also fragte ich Reinhold, was er für diesen Fall riet? "Auf keinen Fall zwischen den Beinen durchpaddeln..." Kurz bevor ich sie erreichte, trotteten die Tiere gemächlich Richtung Ufer.

Weil so wenig Wasser im Fluss war, liefen wir immer mal wieder auf Sandbänke auf, mussten aussteigen und schieben. Konnten wir fahren, so zogen baumbestandene Ufer an uns vorbei.

Ohne Strömung zurück: Der Loire Kanal

In Decise beschlossen wir, auf den Canal lateral de la Loire überzuwechseln. Das ist nicht so einfach und Kanus sind dort nicht gerne gesehen. Es gibt sehr viele Schleusen auf dem Kanal und diese darf ein Kanu nur benutzen, wenn es dem Schleusenwärter gefällt (und ein bezahlendes Boot mitgeschleust wird). Bei vierzehn Schleusen ist uns das nur einmal gelungen. Bei allen anderen mussten wir, zum Teil über steile Böschungen, die Boote umtragen.

Zum Teil war die Fahrt auf dem Kanal die reinste Slamomfahrt zwischen Angelschnüren hindurch. Einmal wurden wir wütend mit Steinen beworfen, weil Reinhold glatt eine Angelschnur übersehen hatte. Ausserdem herrscht reger Verkehr mit Hausbooten. Ein bisschen entschädigt wurden wir duch ein klasse Abendessen unter freiem Himmel mit anschließendem Zelten auf der Wiese vor dem Restaurant, der schönsten warmen Sternennacht dieses Sommers und einem Superfrühstück am nächsten Morgen.

Am letzten Abend unserer Loirefahrt haben wir es gerade noch geschafft, vom Wasser zu kommen, ehe ein heftiges Gewitter losbrach. Wir hatten die Bewölkung falsch gedeutet und nicht gedacht, dass daraus ein Gewitter entstehen könnte. Die ganze Nacht hindurch folgte ein Gewitter auf das andere. Am nächsten Morgen legten wir die letzten Kilometer nach Digoin zurück. Vor dem Aquädukt von Digoin wechselten wir wieder vom Kanal auf die Loire und landeten 500 Meter flussabwärts bei unserem Auto auf dem Campingplatz.


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© Annette Baur und Reinhold Strecker , Mai 2001