What a wonderful world


Lebe Deinen Traum     -      Vulkane – schwimmende Pässe und tolle Menschen

Schluss

Eine Ausreise mit Hindernissen

Nachdem wir aus dem Nalycevo Nationalpark wieder zurück in Jelizovo waren, mussten wir unser Gepäck langsam wieder flugfähig machen und entsprechen verpacken. Es war zwischenzeitlich keine Nachricht von der deutschen Botschaft in Moskau eingegangen. Von daher gingen wir davon aus, das die Vereinbarungen die wir telefonisch getroffen haben, weiterhin gelten. Wir werden sehen. Morgen werden wir in Moskau unsere neuen Pässe in Empfang nehmen, ohne die uns Deutschland ja nicht wieder hereinlassen will. Aber zuerst müssen wir aus Russland, bzw. als allererstes aus Kamtschatka herauskommen. Heute abend brachte Lena unsere Ausreisedokumente aus Kamtschatka. Sie fragte uns, ob wir die Hilfe ihrer Partneragentur in Moskau benötigten. Nach einer kurzen Bedenkzeit sagten wir zu. Der Preis ist  zwar nicht billig, aber einen Fahrer und Dolmetscher in Moskau zu haben, vereinfacht die Sache doch wesentlich. Nun hatten wir die Papiere um Kamtschatka verlassen zu dürfen. In Moskau mussten wir uns dann die Reisepässe von der Deutschen Botschaft holen und uns Ausreisevisa aus Russland beschaffen.

Martha brachte uns am anderen Morgen mitsamt unserem ganzen Gepäck zum Flughafen. Nach dem Einchecken (und der Bezahlung des nun deutlich geringeren Übergepäcks) führten unsere provisorischen Ausreisedokumente bei der Sicherheitskontrolle zwar zu leichten Irritationen, aber sie wurden akzeptiert. 

Bei der Ankunft in Moskau am frühen Nachmittag (Moskauer Zeit) werden wir von Elena und ihrem Fahrer erwartet. Wir laden unser Gepäck ein und los gehts zum Deutschen Konsulat. Dort angekommen, alles verammelt, kein Mensch weit und breit zu sehen. Zum Glück hatten wir die Notfallnummer der Deutschen Botschaft. Der Notfalldienst meinte Sie würden uns in der Botschaft erwarten. Wir standen allerdings vor dem Konsulat. Also wieder ins Auto und zur Botschaft. Dort wurden wir vom sonntäglichen Notdienst erwartet. Man händigte uns unseren neuen Ersatzpässe aus (die nur eine Gültigkeit von von 10 Tagen) hatten. Nach Bezahlung der Gebühren (in Rubel) wurden wir freundlich verabschiedet. War das schon alles? Bei meinem Telefongespräch mit der Botschaft aus Jelizovo hatte mir der Mitarbeiter der Botschaft das Prozedere erklärt. Wir mussten jetzt noch Ausreisevisa beim "Konsul von Scheremetjevo" kaufen. Da war noch irgendetwas das er mir versucht hat zu erklären. Ich hatte es schon in diesem Telefongespräch nicht ganz verstanden. Irgendetwas mit dem russischen Außenministerium. Aber in diesem Augenblick kam ich nicht darauf den Mitarbeiter der Botschaft zu fragen. 

Da wir noch ziemlich viel Zeit hatten nahmen wir das Angebot von Elena an, uns noch ein Stück von Moskau zu zeigen. Kreml, Roter Platz, (der leider wegen des Stadtjubiläums teilweise gesperrt war), GUM und natürlich die Metro. 

Metro in Moskau                    Metro in Moskau

Am frühen Abend ging es dann zurück zum Flughafen, um dort die Ausreisevisa zu kaufen. Dort angekommen machten wir uns auf die Suche nach dem "Konsul von Scheremetjevo". Ich war doch einigermaßen überrascht, als wir ihn endlich gefunden hatten. Ich hatte mir vorgestellt, da gibt es ein Büro oder einen Schalter hinter dem eine Person sitzt und Ausreisevisa wie Kartoffeln oder Äpfel verkauft . In Wirklichkeit ist der "Konsul" erstmal eine Gegensprechanlage der man seine Wünsche vortragen muss. Wobei die Zeit die verstreicht, bis sich an der Gegensprechanlage jemand meldet, beliebig lang sein kann. Man klingelt, nichts passiert, man klingelt nochmal, wartet, man will eigentlich schon aufgeben, da meldet sich eine Stimme (auf Russisch) und fragt nach dem Begehr. Spätestens hier war die Hilfe Elenas für uns unverzichtbar. 

Den ersten Bescheid den wir erhielten war, dass dem Konsul keine Anweisung des russischen Außenministeriums vorlag, uns Ausreisevisa zu verkaufen. In diesem Zusammenhang fiel dann auch der Begriff der "diplomatischen Note". Diese "Note" müsse von der Deutschen Botschaft ans russische Außenministerium geschickt werden. Ich erinnerte mich dunkel. Und was jetzt. Ich versuchte mit Elenas Mobiltelefon nochmals den Notfalldienst de Deutschen Botschaft zu erreichen. Dieser war erst etwas verdutzt, versprach aber sich darum zu kümmern. Nach einem weiteren Telefongespräch gegen 18.30 Uhr teilte er uns mit, das er die Note an das russische Außenministerium gefaxt habe. Mit dieser Information sind wir wieder zum "Konsul". Die Antwort war die gleiche. Im liege keine Weisung vor. Unser Vorschlag, doch selbst beim russischen Außenministerium anzurufen, wurde brüsk abgewiesen. 

Der Konsul von Scheremetjevo

Wir kamen uns vor wie in einem Roman von Franz Kafka. Da standen wir zu dritt vor diesem Kasten. Irgendwann sagte ich auf Englisch, das wir heute noch nach Hause fliegen wollten. Zuerst verstand ich die Antwort nicht. In bestem Englisch (bisher hatte der Konsul nur Russisch gesprochen) meinte er: "You don' fly today." Er hatte seine Anweisungen, die er stur befolgte. Und nach diesen Anweisungen musste ihm seine vorgesetzte Behörde, das russische Außenministerium, den Auftrag erteilen für diese zwei Deutschen Ausreisevisa auszustellen.

Irgendwann beugten wir uns den Tatsachen. Ich ging zum Aeroflot Schalter und buchte unsere Flüge um. Mit Hilfe Elenas fanden wir dann in der Nähe des Flughafens ein Hotel. Beim Einchecken wieder das Problem mit unseren verschwundenen Pässen. Zumal wir auch noch keine Registrierung für Moskau hatten. Zum Glück ging die Sache ohne Miliz und ohne seitenlange Protokolle ab. Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, gingen wir ins Restaurant und hinterher auch noch an die Bar.

Am nächsten Morgen, informierten wir unsere Arbeitgeber, dass wir heute noch in Moskau seien und leider erst morgen an unseren Arbeitsplätzen erscheinen könnten. 

Als wir beim Deutschen Konsulat anriefen, wurde uns gesagt, daß sie an unserem Problem arbeiteten. Wir sollten doch bitte nochmal vorbeikommen. Auf Grund des Moskauer Verkehrschaos kamen wir erst gegen 12.30 Uhr beim Konsulat an. Mittagspause. Gegen 13.30 Uhr hat man uns dann eingelassen. Wir wurden von einem zweiten Empfang in ein Wartezimmer gewiesen. Die Kommunikation mit den Mitarbeitern erfolgt über eine Gegensprechanlage vor Panzerglas. Wir warteten. Dann erfuhren wir, das die Note von gestern abend wegen des Datums nicht mehr gültig sei. Na ja dachten wir. Dann tauscht man eben den 3.9. gegen den 4.9. aus und die Sache ist erledigt. Erst gegen 14.45 Uhr war die Note fertig und ans russische Außenministerium gefaxt. Übrigens, der Notdienst des russischen Außenministeriums arbeitet am Sonntag nur bis 18 Uhr. Die Note von gestern kam erst nach 18.30 Uhr.

Kreml

Unsere Bitte, doch beim russischen Außenministerium anzurufen, wurde abgelehnt. Auch die Bitte, den Konsul von Scheremetjevo telefonisch zu informieren wurde abgelehnt. Dafür ist eine solche diplomatische Note natürlich nicht kostenlos. Bezahlung natürlich in Rubel. Zumindest bekamen wir die Mobiltelefonnummer des Konsuls. Wieder im Auto, auf dem Weg zum Flughafen, hat Elena sofort versucht, den Konsul telefonisch zu erreichen. Er hatte noch keine Anweisung vom Außenministerium. Allerdings war der heute diensthabende Konsul bereit, selbst im Außenministerium anzurufen und nachzufragen. Wir sollten ihn später zurückrufen. Der nachmittägliche Verkehr in Moskau ist grauenhaft. Über Schleichwege erreichten wir gegen 17 Uhr den Flughafen. Zu unserer großen Erleichterung war die diplomatische Note mittlerweile mit richtigem Datum beim russischen Außenministerium angekommen. Heute ließ sich der Konsul sogar persönlich sehen. Er überreichte uns die ersehnten Ausreisevisa und wollte dafür pro Visum 100 USD haben. Das war eine glatte Verdoppelung des Preises, der uns von der Botschaft genannt wurde. Allerdings war in dieser Situation Handeln zwecklos. Wir zahlten und bedankten uns artig. So von Angesicht zu Angesicht war der Konsul des heutigen Tages ein ganz sympathischer Mann. Sein Kollege vom Vortag war wahrscheinlich gegen seinen Willen zum Sonntagsdienst verdonnert worden.

Wir verabschiedeten uns von Elena, ohne deren Hilfe sicherlich alles noch viel komplizierter gewesen wäre.

So endete unser Kamtschatka Aufenthalt mit einer ungeplanten Verlängerung in Moskau. Danke an alle, die uns bei der Vorbereitung, der Durchführung und bei der Lösung aller Probleme geholfen haben. 


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© Annette Baur und Reinhold Strecker , März 2007