What a wonderful world
In Victoria
sollte es mit unserer diesjährige Paddeltour losgehen; der Hafen
sah jedoch nicht wie eine ideale Startmöglichkeit aus. Die
Amerikafähre ist imposant, es herrscht reger Schiffsverkehr und zu
alledem kommen startende und landende Wasserflugzeuge. Am
schönsten wäre es sich zu einer Insel bringen zu lassen und
von dort zu starten. Nach einigem Suchen entdeckten wir einen Flyer von
"Blackfish"
. Die Homepage versprach 'grauhaarige Guides' - klasse, endlich mal
keine Berufsjugendlichen! Ein Anruf, und Al brachte uns mit seinem
Indianer-Boot nach Discovery Island. Schon beim Näherkommen
begrüssten uns eine ganze Reihe Robben. Und diese Tiere sind
unglaublich, manchmal trauten sie sich bis auf einen Meter ans Boot
heran.
Vom Ufer konnten wir
einen Otter beobachten und als wir abends vor dem Zelt sassen,
schwammen sechs Orcas an der Bucht vorbei.
Nachmittags
holte er uns ab und brachte einen Freund mit. Unsere Bitte sie sollten
uns zu den Gulf Islands bringen, fanden sie gut und sie
machten
den Eindruck, dass ihnen dieser lange Törn selber Spass gemacht
hat. Abgesetzt haben sie uns auf d'Arcy Island, einer
ehemaligen
Leprakolonie.
Bei unserem Inselrundgang haben wir zwei hellbraune Tiere aufgescheucht. Das zweite fixierte uns bewegungslos so lang, bis ich mir nicht mehr sicher war, was das für ein Tier ist (Puma?). Wir gingen zurück und haben Abendessen gekocht. Als ich meine Nase in ein Buch gesteckt habe, sagte Reinhold: "Schau mal, ein Puma!" Keine drei Meter von uns entfernt stand das wilde Tier - ein Reh! Es hat sich dann in aller Gemütsruhe um unseren Campingplatz gefressen und liess sich nicht einmal durch das Brummen des Benzinkochers abschrecken.
Am nächsten Morgen sind wir von d'Arcy Island nach Sidney Island gepaddelt. Diese Insel besticht durch einen langen weissen Sandsprand und eine Lagune, die bei Ebbe fast trocken fällt.
Unser
nächstes Ziel war Rum Island, knapp eine Meile von der
US-amerikanischen Grenze entfernt. Weil wir auf keinen Fall riskieren
wollten von einem Zerstörer der US-Navy in den nächsten Hafen
begleitet zu werden gaben wir alle Koordinaten ins GPS ein und
verliessen uns auf dieses Gerät. Das ganze war jedoch relativ
ungenau und wir mussten unsere Technikgläubigkeit mit einer
unangenehmen und völlig sinnlosen Querung bei Gegenwind bezahlen.
Als wir dann endlich doch noch auf Rum Island ankamen, zeigte das GPS
noch immer eine Entfernung von 1,5 Kilometern und eine völlig
andere Richtung. Im weiteren Verlauf der Tour blieb das GPS in der
Verpackung und erreichten mit der Studie der Seekarten alle weiteren
Ziele optimal.
Das nächste Ziel hiess Portland Island. Für mich war das die schönste Insel dieser Tour, unser Zelt stand zwischen Brombeerbüschen in einem hundertjährigen Apfelgarten. Beim Abendessen habe ich mich gefühlt wie im Garten Eden. In unserem Reiseführer stand, man solle mit Nahrungsmitteln vorsichtig sein, wegen der vielen Racoons. Weder Reinhold noch ich kannten das Wort und unser Wörterbuch kannte es auch nicht. Als es in den Brombeeren raschelte konnte ich kleine Puschelöhrchen sehen - aber das war auch alles. Ein vorbeikommender Kanadier beschrieb sie so: 10 - 15 kg schwer, "funny eyes", niedliche Ohren und ein geringelter Schwanz. Damit wussten wir immer noch nicht was für ein Tier es ist. Also beschlossen wir diesmal die Lebensmittel auf Bäume zu hängen. Wieder zuhause, haben wir bemerkt, das wir uns diese Mühe hätten sparen können - denn Waschbären sind ausgezeichnete Kletterer.
Von Portland Island, ging es nach South-Pender Island. Der Weg durch den Swanson Channel war zum Teil recht heftig und durch die Steilküste von North-Pender wurden die Wellen so reflektiert, das wir ganz kräftig arbeiten mussten. Wir waren froh, als wir endlich den Campingplatz gefunden hatten. Kurz vor dem Campingplatz mussten wir uns mal wieder mit einem Wasserflugzeug um die Vorfahrt streiten. So langsam wurde es wieder Zeit für einen Abend in einer Kneipe. Vom Campingplatz gibt es zwei Möglichkeiten, nach Poets Cove zu kommen: über den 244m hohen Hausberg zu Fuss, oder mit dem Kajak. Wir beschlossen, in die Kneipe zu paddeln. Fish and Chips mit einem kühlen Bier können nach einer solchen Tour ein Festmahl sein!
Am nächsten morgen ging es zurück nach Rum Island und von dort nach Sidney Island. Wir beschlossen, wenn das Wetter so bleibt, am nächsten Tag mit dem Kajak nach Sidney auf Vancouver Island überzusetzen. Unser Paddelführer sagte uns der Weg könne sehr gefährlich sein, wir jedoch hatten einen Tag mit "Ententeichbedingungen" erwischt. Zurück an Land konnten wir es kaum glauben, dass Paddeln so wenig anstrengend sein kann. Reinhold sagte, das Meer erinnere ihn an das Meer in der Augsburger Puppenkiste
Im Hafen verstauten wir die Boote in ihren Rucksäcken und abends holte Al uns ab. Wir verbrachten einen wunderschönen Abend mit ihm und seiner Frau Sue. Höhepunkt des Abends war zu unseren Ehren: eine Schwarzwälder Kirschtorte.