What a wonderful world



Was sind eigentlich Racoons ? 

Eine Kajaktour durch die Gulf Islands


Reinhold träumte schon lange davon, die Firma zu besuchen die unsere Kajaks hergestellt hat. Und er hatte leuchtende Augen, als Feathercraft uns einlud, die Faltbootwerft zu besichtigen. Am ersten Tag in Vancouver machten wir uns auf nach Granville Island. Dummerweise hatten wir (im August) den hektischen Saisonhöhepunkt erwischt. Die Führung durch die Werft war beeindruckend, die Boote haben nicht umsonst diesen Preis, denn der größte Teil der Herstellung ist Handarbeit und jedes Boot ein Unikat. Unser Wunsch die Boote zur Renovierung hierzulassen (Grönland hatte ein paar tiefe Spuren in der Bootshaut hinterlassen), stiess zunächst auf wenig Begeisterung. Als wir jedoch am Nachmittag mit den Booten wiederkamen, war das kein Problem mehr. Zehn Tage später konnten wir unsere Boote - wie neu - wieder abholen. Und diesmal war der Besuch ausgesprochen herzlich. 

In Victoria sollte es mit unserer diesjährige Paddeltour losgehen; der Hafen sah jedoch nicht wie eine ideale Startmöglichkeit aus. Die Amerikafähre ist imposant, es herrscht reger Schiffsverkehr und zu alledem kommen startende und landende Wasserflugzeuge. Am schönsten wäre es sich zu einer Insel bringen zu lassen und von dort zu starten. Nach einigem Suchen entdeckten wir einen Flyer von "Blackfish" . Die Homepage versprach 'grauhaarige Guides' - klasse, endlich mal keine Berufsjugendlichen! Ein Anruf, und Al brachte uns mit seinem Indianer-Boot nach Discovery Island. Schon beim Näherkommen begrüssten uns eine ganze Reihe Robben. Und diese Tiere sind unglaublich, manchmal trauten sie sich bis auf einen Meter ans Boot heran.

Vom Ufer konnten wir einen Otter beobachten und als wir abends vor dem Zelt sassen, schwammen sechs Orcas an der Bucht vorbei.


Robbe vor Discovery Island

Nach ein paar Tagen ging unser Trinkwasser zur Neige (auf Discovery gibt es keines) und wir beschlossen weiterzuziehen. Ausnahmsweise sind wir früh aufgestanden, doch diese Mühe hätten wir uns sparen können, ein paar Kilometer weiter hat uns die einsetzende Flut voll erwischt. Jeder von uns hatte Mühe, sich durch die entstehenden Strudel zu kämpfen und ich war ziemlich erleichtert, als Reinhold zustimmte an Land zu gehen und den Fortgang der Flut abzuwarten. Nach einer Stunde ging es besser, aber nicht richtig gut und so beschlossen wir, uns von Al abholen zu lassen. Jedoch - es gab kein Handynetz und so mussten wir eine weitere Nacht dort draussen verbringen. Am nächsten Morgen funktionierte das Handy tadellos und wir vereinbarten, das Al uns abholt.

Schwimmende Robbe

Gulf Islands

Nachmittags holte er uns ab und brachte einen Freund mit. Unsere Bitte sie sollten uns zu den Gulf Islands bringen, fanden sie gut und sie machten den Eindruck, dass ihnen dieser lange Törn selber Spass gemacht  hat. Abgesetzt haben sie uns auf d'Arcy Island, einer ehemaligen Leprakolonie.

Al's Indianerkanu

D'Arcy Island

Bei unserem Inselrundgang haben wir zwei hellbraune Tiere aufgescheucht. Das zweite fixierte uns bewegungslos so lang, bis ich mir nicht mehr sicher war, was das für ein Tier ist  (Puma?). Wir gingen zurück und haben Abendessen gekocht. Als ich meine Nase in ein Buch gesteckt habe, sagte Reinhold: "Schau mal, ein Puma!" Keine drei Meter von uns entfernt stand das wilde Tier - ein Reh! Es hat sich dann in aller Gemütsruhe um unseren Campingplatz gefressen und liess sich nicht einmal durch das Brummen des Benzinkochers abschrecken.

Am nächsten Morgen sind wir von d'Arcy Island nach Sidney Island gepaddelt. Diese Insel besticht durch einen langen weissen Sandsprand und eine Lagune, die bei Ebbe fast trocken fällt.

Rum Island

Unser nächstes Ziel war Rum Island, knapp eine Meile von der US-amerikanischen Grenze entfernt. Weil wir auf keinen Fall riskieren wollten von einem Zerstörer der US-Navy in den nächsten Hafen begleitet zu werden gaben wir alle Koordinaten ins GPS ein und verliessen uns auf dieses Gerät. Das ganze war jedoch relativ ungenau und wir mussten unsere Technikgläubigkeit mit einer unangenehmen und völlig sinnlosen Querung bei Gegenwind bezahlen. Als wir dann endlich doch noch auf Rum Island ankamen, zeigte das GPS noch immer eine Entfernung von 1,5 Kilometern und eine völlig andere Richtung. Im weiteren Verlauf der Tour blieb das GPS in der Verpackung und erreichten mit der Studie der Seekarten alle weiteren Ziele optimal.

Annette vor Rum Island

Portland Island

Das nächste Ziel hiess Portland Island. Für mich war das die schönste Insel dieser Tour, unser Zelt stand zwischen Brombeerbüschen in einem hundertjährigen Apfelgarten. Beim Abendessen habe ich mich gefühlt wie im Garten Eden. In unserem Reiseführer stand, man solle mit Nahrungsmitteln vorsichtig sein, wegen der vielen Racoons. Weder Reinhold noch ich kannten das Wort und unser Wörterbuch kannte es auch nicht. Als es in den Brombeeren raschelte konnte ich kleine Puschelöhrchen sehen - aber das war auch alles. Ein vorbeikommender Kanadier beschrieb sie so: 10 - 15 kg schwer, "funny eyes", niedliche Ohren und ein geringelter Schwanz. Damit wussten wir immer noch nicht was für ein Tier es ist. Also beschlossen wir diesmal die Lebensmittel auf Bäume zu hängen. Wieder zuhause, haben wir bemerkt, das wir uns diese Mühe hätten sparen können - denn Waschbären sind ausgezeichnete Kletterer.

Reinhold auf Portland Island
Annette im Garten Eden

South-Pender Island

Von Portland Island, ging es nach South-Pender Island. Der Weg durch den Swanson Channel war zum Teil recht heftig und durch die Steilküste von North-Pender wurden die Wellen so reflektiert, das wir ganz kräftig arbeiten mussten. Wir waren froh, als wir endlich den Campingplatz gefunden hatten. Kurz vor dem Campingplatz mussten wir uns mal wieder mit einem Wasserflugzeug um die Vorfahrt streiten. So langsam wurde es wieder Zeit für einen Abend in einer Kneipe. Vom Campingplatz gibt es zwei Möglichkeiten, nach Poets Cove zu kommen: über den 244m hohen Hausberg zu Fuss, oder mit dem Kajak. Wir beschlossen, in die Kneipe zu paddeln. Fish and Chips mit einem kühlen Bier können nach einer solchen Tour ein Festmahl sein!


Kajak vor Rum Island

Am nächsten morgen ging es zurück nach Rum Island und von dort nach Sidney Island. Wir beschlossen, wenn das Wetter so bleibt, am nächsten Tag mit dem Kajak nach Sidney auf Vancouver Island überzusetzen.  Unser Paddelführer sagte uns der Weg könne sehr gefährlich sein, wir jedoch hatten einen Tag mit "Ententeichbedingungen" erwischt. Zurück an Land konnten wir es kaum glauben, dass Paddeln so wenig anstrengend sein kann. Reinhold sagte, das Meer erinnere ihn an das Meer in der Augsburger Puppenkiste

Im Hafen verstauten wir die Boote in ihren Rucksäcken und abends holte Al uns ab. Wir verbrachten einen wunderschönen Abend mit ihm und seiner Frau Sue. Höhepunkt des Abends war zu unseren Ehren: eine Schwarzwälder Kirschtorte.   


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© Annette Baur and Reinhold Strecker , Januar 2006